Gedanken zum aktuellen SPIEGEL-Artikel
Dieser Beitrag hat eine große Diskussion und eine schier unglaubliche Anzahl an engagierten Rückmeldungen im Netz ausgelöst. Das macht deutlich, dass wir dringend eine Diskussion darüber benötigen, in welchem Umfeld wir arbeiten wollen. Dazu möchte ich folgendes festhalten:
- Das oberste Ziel muss sein, einen Kulturwandel herbei zu führen. Dieser ist aus einer Vielzahl von Gründen notwendig (u.a. die Geschwindigkeit der digitalen Veränderungen in Prozessen, im Kundenverhalten und der Art unserer Zusammenarbeit sowie der demografische Wandel, der es notwendig macht, die Leistungs- und Potentialträger im Unternehmen zu halten) und hat folgende Elemente, an die ich glaube: zum Beispiel vertrauensvolle Zusammenarbeit, Gemeinschaftsgeist, Integrität, diverse Teamzusammensetzung, vernetztes Denken und Arbeiten, Delegation von Entscheidungen und Verantwortung, hohe Kunden- und auch Mitarbeiterorientierung.
- Die über 50 Frauen, die in meinem Buch zu Wort kommen, sowie alle Kommentare, die ich im Zuge der Buchveröffentlichung erhalten habe, belegen, dass der viel beschworene Kulturwandel noch nicht in deutschen Unternehmen angekommen ist (im Unterschied zu anderen Ländern, die sich damit leichter tun). Leider scheint es häufig noch herkömmliche, hierarchische Top-Down-Kulturen mit einer „Führung von oben“ zu geben, in denen Machtmehrung durch Intrigen an der Tagesordnung ist. Natürlich sind das immer nur Einzelne, die damit trotzdem die Kultur verderben.
- Von Machtspielen sind selbstverständlich Männer wie Frauen betroffen. Sie betreffen alle, die sich in dem entsprechenden kulturellen Kosmos bewegen. Dennoch sind die Spielregeln männlich (weil von Männern gemacht) – und viele Männer scheinen zumindest intuitiv besser zu verstehen, dass es sie gibt und wie sie anzuwenden sind. Frauen fehlt häufig das „Intrigen-Bewusstsein“. Selbstverständlich gibt es von dieser Regel auch Ausnahmen, d.h. Frauen, die Meister-Intriganten sind, und Männer, die die Machenschaften um sie herum nicht verstehen.
- Wenn man sich in herkömmlichen Kulturen mit ausgeprägtem Machtbewusstsein und Ich-Denken befindet, empfiehlt es sich, um diese Spielregeln zu wissen – und sie für sich anzuwenden. Sonst kann man sich in diesen Welten nicht behaupten.
- Da es im Verhältnis weniger Frauen als Männer auf den oberen Rängen gibt, fallen sie schon deswegen stärker auf – und haben es durch die fehlende kritische Masse an Gleichdenkenden schwerer, so langwierige Projekte wie einen Kulturwandel voranzutreiben.
Fazit:
Wir brauchen den Kulturwandel und wir brauchen viel mehr Frauen (und auch Männer mit modernem Führungsstil und Werten) auf den oberen Etagen! Daran lassen Sie uns doch alle arbeiten!
Wie ich mir die moderne Arbeitswelt wünsche – und Sie?